Veröffentlicht in der Gärtnerbörse 1/2024

Sonnenhungrig und trockenstresstolerant

Neu und freilandtauglich, aber recht hochpreisig ist Euphorbia milii „Hot Milii“. Sie bringt als neues Gesicht im B&B-Sortiment etliche interessante Aspekte mit. Insofern besitzt das Multitalent durchaus Potenzial, sich als feste Größe im Sortiment zu etablieren, beispielsweise auch als hitzetaugliche Grabbepflanzung, meint Marketingberater Norbert Elgner.

In Anbetracht der immer heißer und trockener werdenden Sommer wird ein Umdenken in vielerlei Hinsicht notwendig. Nicht zuletzt betrifft dies die Auswahl von Pflanzen generell und somit auch jene für Beet- und Gefäßbepflanzungen. Pflanzenarten, die den Herausforderungen entsprechen sollen, müssen mit Hitze und Trockenheit besser zurechtkommen und wesentlich weniger Wasser verbrauchen. Der Klimawandel lässt grüßen. Wie darauf reagieren?

Es liegt auf der Hand, dass unsere Branche in punkto Pflanzenauswahl und Sortimentspolitik verstärkt hitze- und trockenstresstolerante Arten in den Blick nimmt.

Eine völlig neue Pflanze im Handelssortiment, die den genannten ambitionierten Anforderungen gerecht wird, ist Euphorbia milii „Hot Milii“, 2022 von Begonien Rieger eingeführt. Derzeit umfasst die Serie sechs Sorten. Über erste Erfahrungen speziell hinsichtlich ihrer Verwendung als sommerliche Grabbepflanzung wird im Folgenden berichtet.

Um welche Pflanzenart handelt es sich genau?

Schon beim ersten Hinsehen wird klar, bei „Hot Milii“ handelt es sich um nahe Verwandte des Christusdorns (Euphorbia milii), der als Zimmerpflanze bekannt ist. Ein Wolfsmilchgewächs (Euphorbiaceae), das ursprünglich aus Madagaskar stammt.

Die freilandtaugliche Neuheit „Hot Milii“ ist eine geschützte Marke von Begonien Rieger. Die Pflanzen haben, wie ihre Stammart, ebenfalls einen sukkulenten Wuchs- charakter mit bedornten Trieben. Das Laub ist lanzettlich geformt, mittelgrün. Die Blüten, eigentlich handelt es sich um Hochblätter (Brakteen), erscheinen von Mai bis Oktober, stehen schön über dem Laub, sind intensiv gefärbt und verleihen der ganzen Pflanze eine ansprechende Anmutung.

Pionierfreudige Produzenten können von Begonien Rieger Jungpflanzen oder auch Rohware im 11-cm-Topf beziehen. Derzeit umfasst das Sortiment die Sorten ‘Rot großblumig‘, ‘Weiß großblumig‘, ‘Hellrosa‘, ‘Dunkelrosa‘, ‘Creme‘ und ‘Weiß.‘

 Als „Batteriekultur“ mit  zehn Grad über den Winter

Laut Begonien Rieger können Jungpflanzen zum Topfen bereits im September bezogen werden, um sie als eine Art Batteriekultur bei etwa 10 °C zu überwintern. Ab März wird die Kultur dann „hochgefahren“, damit sie sich etwa ab Mitte Mai blühend und verkaufsfertig präsentiert. Dazu wird eine Temperatur von mindestens
18 °C, besser sogar noch etwas darüber, empfohlen.

Ideal ist ein Anbau zusammen mit Elatior-Begonien, was insgesamt die Nähe zu Begonien Rieger erklärt. Zumindest in der Anzucht werden die Hot Miliis als nährstoffbedüftig eingestuft. Der pH-Wert darf keinesfalls 6,0 übersteigen. Insgesamt handelt es sich um eine wärmebedüftige Kultur, die jedoch weder ein Stutzen noch eine Hemmstoffbehandlung benötigt.

Was macht „Hot Milii“ besonders interessant?

Da es sich um eine sonnenverträgliche, trockenstresstolerante und zudem noch üppig blühende Sukkulente handelt, bietet es sich geradezu an, sie aufgrund der Klimaveränderungen in den Fokus zu nehmen, speziell auch für die sommerliche Grabbepflanzung.

Hot Miliis sind außerordentlich hitze- und trockenheitsverträglich, gediegen im Wuchs, ihre Zuwachsleistung hält sich in Grenzen. Sie sind    kompaktbleibend, benötigen folglich kein Stutzen oder Formieren,   echte Dauerblüher und stehen bis in den Herbst hinein pausenlos in Blüte. Außerdem sind sie bodendeckend, erzeugen eine schöne Beetwirkung, sind extrem wassersparend und insgesamt pflegeleicht. Spannend sind die Pflanzen beispielsweise auch für Friedhofsgärtner.

Unter den Aspekten trockenheitsverträglich und wassersparend spielt für Friedhofsgärtner vor allem die Einsparung von Gießarbeit eine Rolle. Einzelne, mit Hot Miliis bepflanzte Grabstätten werden Gießgänge sicherlich nicht reduzieren. Wächst dagegen der Anteil an Grabbepflanzungen mit dem Trockenkünstler, fällt die Einsparung an Arbeitszeit fürs Gießen sowie die der Wasserersparnis schon eher ins Gewicht.

Selbsttest in einer  Mustergrabbepflanzung

Inspiriert durch erste öffentliche Bekanntmachungen der Neuheit sowie Auspflanzungen auf Probefeldern der Lehr- und Versuchsanstalten nahm der Autor einen Tastversuch mit ‘Hot Milii Hellrosa‘ auf der Mustergrabstätte der Gartencenters Blumenland Herdt an der hessischen Bergstrasse vor. Von Begonien Rieger zur Verfügung gestellte Rohware im 11-cm-Topf wurde am 16. Mai 2023 auf ein gut vorbereitetes Rabattenbeet in vollsonniger Lage, im Abstand von 20 mal 20 cm ausgepflanzt. Ein zusätzliches Info-Plakat an der Grabstätte machte Interessenten auf den Neuheitentest aufmerksam. In dem Hitzesommer 2023 an der Bergstrasse zeigten sich die Pflanzen absolut robust und in bester Blühlaune. Dabei wurden sie kaum gegossen, jedenfalls noch sparsamer als Semperflorens-Begonien. Mitte Juli erfolgte eine Nachdüngung mit 100 Gramm pro Quadratmeter mittels eines aufstreufähigen Depotdüngers.

Auf reges Interesse der Kunden gestoßen

Wie Steffen Herdt, Inhaber des Gartencenters, berichtete, stieß die Neuheit auf reges Interesse bei seinen Kunden. Noch Anfang Oktober blühten die Pflanzen tadellos, zeigten ein ansehnliches Bild und wären eigentlich noch gar nicht für einen Austausch durch Herbstblüher fällig gewesen. Auch der Gartencenterbetreiber hielt die Neuheit für eine ideale Alternative, Pflegekosten einzusparen, vor allem aber, um auf den Klimawandel zu reagieren.

Als begrenzender Faktor könnte sich der relativ hohe Preis der Pflanzen herausstellen, der in etwa mit Dipladenien vergleichbar ist. So sieht es auch Herdt. Er setzt ihn bei maximal 5,95 Euro pro Stück im Verkauf an.

Werden die Pflanzen auf die Grabstätte gepflanzt, so kommen für den Kunden etwa für ein Rondell von einem halben Quadratmeter mit rund dreizehn Pflanzen schnell mal 75 bis 80 Euro zusammen. Für ein gut betuchtes Kundenklientel noch durchaus akzeptabel, für Kunden mit knappem Geldbeutel schon etwas problematischer.

Vorteile deutlich  herausstellen

Wichtig im Verkauf ist freilich das Herausstellen der besonderen Vorteile der Pflanzen hinsichtlich einem sparsamerem Gießen und einem deutlich niedrigerem Pflegeaufwand. Sie fallen gerade beim vielen Endkunden besonders ins Gewicht. Im Gegensatz zu einer Uni-Bepflanzung ließe sich durch eine Kombi-Bepflanzung mit kompakten Sedum-Arten, Delosperma cooperi, Sempervivum oder Aeonium arboreum der Sorte ‘Tip Top‘ der Preis pro Quadratmeter bepflanzter Fläche etwas senken. Gleiches gilt auch für eine Schalenbepflanzung.

Vorsicht beim Abräumen

Wäre abschließend noch darauf hinzuweisen, dass das Wolfsmilchgewächs mit Dornen besetzt ist, die im Jungpflanzenstadium zwar weich und biegsam sind, beim Abräumen im Herbst allerdings das Tragen von festen Handschuhen empfehlenswert erscheinen lassen. Auch ihr Milchsaft ist giftig und kann bei Unachtsamkeit Augen und Schleimhäute empfindlich reizen.

Fazit

Möglicherweise wird sich die Nachfrage nach Hot Milliis im klimatisch für die Pflanzen günstigeren Süden unserer Republik einschließlich der Rheinebene schneller entwickeln, ähnlich wie das bei Dipladenien der Fall war. Übrigens wurde die Neuheit auch auf der BUGA 2023 in Mannheim einem breiten Publikum vorgestellt. Neben einigen bepflanzten Schalen im Spinellipark zeigte Friedhofsgärtner Thorsten Stückert, Neukirchen-Vluyn, im Rahmen der Mustergrabausstellung eine umfangreiche, sofort ins Auge stechende Gruppenbepflanzung mit ‘Hot Milii Hellrosa‘ und ‘Hot Milii Weiß‘, die mit einer Goldmedaille ausgezeichnet wurde. Auch er sieht die Perspektiven für Hot Milii positiv, trotz des relativ hohen Preises der Verkaufsware.

Neuheit im Praxistest: Als Mustergrabbepflanzung auf der Buga 2023 und als Kundenhinweis im Gartencenter.

Fotos: Elgner